Vorlesung: Geschichte der Soziologie
(SoSe 2023)
Ausgehend von der philosophischen Tradition werden die klassischen Konzepte der Soziologie mit Blick auf ihre theoretischen Zusammenhänge und ihre Kontexte behandelt. Die Veranstaltung folgt in ihrem Ablauf der historischen Entwicklung der Soziologie, stellt dabei aber auch die wichtigsten soziologischen Grundbegriffe (Soziales Handeln, Interaktion, System, Rolle usw.) heraus und gibt Bespiele für ihre Anwendungen. Sie bietet einen Rahmen zur Orientierung in der zuweilen unübersichtlich erscheinenden Vielfalt soziologischer Theorien und stellt die unterschiedlichen Sozialtheorien und soziologischen Theorien einander gegenüber.
Vorlesung: Soziologische Theorien der Gegenwarts-gesellschaft
(WiSe 2023/24)
Die Vorlesung behandelt die aktuelleren soziologischen Theorien und Zeitdiagnosen. Zum einen sollen wichtige gegenwärtige Grundlagentheorien (darunter Systemtheorie, Praxistheorien, Theorie des kommunikativen Handelns etc.) behandelt werden. Zum anderen wollen wir uns mit den aus der jeweiligen Perspektive dieser Theorien vorgenommenen Diagnosen der Gegenwartsgesellschaft auseinandersetzen. Darüber hinaus interessieren uns auch jüngste theoretische Entwicklungen.
Netzwerktheorien und -kulturen
(SoSe 2022)
Netzwerktheorien erfreuen sich in der Soziologie seit einigen Jahrzehnten verstärkter Beliebtheit. Sie versuchen nicht nur eine empirisch beobachtbare Vernetzung in diversen Bereichen des sozialen Lebens einzufangen, sondern nutzen den Netzwerkbegriff auch selbst als ein theoretisches Werkzeug zur Beschreibung sozialer Phänomene. Das Netzwerk bekommt so verstärkt die Rolle eines soziologischen Grundbegriffes, wenngleich dieser definitorisch uneinheitlich bleibt und sich auf sehr unterschiedliche Themen beziehen kann. Im Seminar setzen wir uns mit thematisch sehr diversen Gesellschaftstheorien der Vernetzung auseinander und nähern uns ‚Netzwerkkulturen‘ in Gesellschaft und soziologischer Theorie.
Kultur und Kommunikation
(SoSe 2022)
Das Seminar bietet einen Überblick über Grundbegriffe und Systematik der klassischen und aktuellen Kultursoziologie und vermittelt einschlägige Theorien aus spezifischen Themenfeldern dieser sehr vielfältigen Teildisziplin. Insbesondere wird aufgezeigt, welche Rolle Kultur(-en) und Medien für soziales Handeln, soziale Ordnung und sozialen Wandel in modernen Gesellschaften haben. Im letzten Teil des Seminares wird durch kleine empirische Beobachtungsprotokolle das Einnehmen eines ‚kultursoziologischen Blickes‘ ausprobiert.
Segregation, Öffentlichkeit, Pluralisierung – Mikrosoziologie der Stadt
(SoSe 2024)
Schon für die früheste Soziologie von Marx, Weber, Durkheim oder Simmel war die Stadt ein Leitmotiv, symbolisiert sie doch die Herauslösung des Menschen aus traditionellen Gemeinschaften. Die Beschäftigung mit dieser Freisetzung der Individuen im Rahmen versachlichter Abhängigkeitsverhältnisse legt gar den Grundstein für die Entstehung des Faches. Städte waren seit jeher Wegbereiterinnen neuer ökonomischer, kultureller und politischer Entwicklungen, in denen sich das je ‚Moderne‘ paradigmatisch zuspitzt. An ihnen lassen sich gesellschaftliche Konflikte und Widersprüche eindrücklich ablesen. Bis heute kommt der Unterscheidung zwischen Stadt und Land eine enorme Bedeutung zu, spiegelt sie sich doch etwa in der neuen politischen Bruchlinie zwischen lokal verankertem Kommunitarismus (AfD) und global vernetztem Kosmopolitismus (Grüne) wider.
Das Seminar richtet sich an alle Interessierten, die einen ersten Einblick in die Stadtsoziologie erhalten möchten. Wir werden uns von den klassischen Arbeiten in Europa, über die einflussreiche Chicago School der USA, bis zu heutigen Perspektiven vorarbeiten, in denen etwa Globalisierung und Geschlecht besondere Betonung finden.
Utopie, Kritik, Diagnose – Soziologie als Krisenwissenschaft
(SoSe 2023)
Die Soziologie ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Sie konnte überhaupt erst in einer modernen Gesellschaft entstehen, die sich aus dem Glauben an göttlich-metaphysische Kräfte des Schicksals befreit und sich erstmals als selbstbestimmt und gestaltbar verstanden hatte. Dieser Wunsch nach Lenkung von Gesellschaft war wiederrum entschieden verbunden mit beginnenden Vorstellungen einer ‘Störung’ und ‘Krankheit’ des gesellschaftlichen ‘Organismus’ gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Soziologie wird deshalb seit jeher auch als eine Krisenwissenschaft betrieben. Das Seminar möchte sich dem Verhältnis von Soziologie und Krise in vielfältiger Hinsicht nähern: Wir wollen nicht nur einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der Soziologie werfen und uns eine Reihe von Krisendiagnosen anschauen, sondern auch Fragen, inwiefern gerade die Soziologie für Krisenbeschreibungen prädestiniert ist, wie sich die Soziologie alltäglichen Krisenkonstruktionen methodologisch zuwenden kann, oder welche Vorschläge die öffentliche Soziologie aktuell zur ‘Rettung der Welt’ bereit hält.
Multiperspektivität – Koordination sozialer Differenzierung
(WiSe 2023-24)
Soziologie wird seit jeher als Wissenschaft der sozialen Differenzierung betrieben, denn mit der Moderne spitzt sich die immer feingliedrigere Ausprägung verschiedener Funktions-, Wert- und Handlungssphären zu. Die Pluralität von Perspektiven wird so zum entscheidenden Merkmal spätmoderner Gesellschaften, in denen verschiedenste Weltanschauungen und Weltsichten koexistieren. Gleichzeitig lässt sich seit den 1970er Jahren beobachten, dass die damit einhergehenden Folgeprobleme, Risiken und nichtintendierten Nebenfolgen stärkere Aufmerksamkeit finden und die Krisenanfälligkeit der Differenzierung reflexiv werden lassen. Vor dem Hintergrund globalisierter Risiken wie der Klimakatastrophe und der technologischen Vernetzung wird die Notwendigkeit erkannt, die bisher nur ‚lose gekoppelten‘ Funktions-, Wert- und Handlungssphären stärker in Kooperation zu bringen, Räume zur gegenseitigen Abstimmung zu schaffen und so Handlungsfähigkeit abzusichern. Das Seminar möchte sich dieser Herausforderung einer Multiperspektivität soziologisch mit Blick auf unterschiedlichste Themenfelder nähern.
Religion und Fundamentalismus –Soziologische Perspektiven
(WiSe 2022-23)
Das Seminar soll zuvorderst eine grundständige Einführung in die Religionssoziologie bieten. Dazu werden klassische Texte zur Eingrenzung des Religionsbegriffes vorgestellt, sowie prominente neuere Ansätze zur Beschreibung religiösen Wandels vermittelt. Im Vergleich zu anderen Einführungen in die Religionssoziologie fällt dieser Teil jedoch weniger ausführlich aus, denn das letzte Drittel des Seminares legt den Fokus auf einen Phänomenbereich des Religiösen, der häufig mit dem fragwürdigen Begriff des Fundamentalismus gekennzeichnet wird. Als fundamentalistisch gekennzeichnete Religiosität überschreitet die Grenze zur politischen Ideologie, insofern sie die Welt umfassend nach ihren Glaubenssätzen umzugestalten sucht. Um eine soziologische Annäherung zu leisten, wird das Auftreten von ‚Fundamentalismen‘ in verschiedenen politisch-religiösen Lebensbereichen in den Kontext des aktuellen gesellschaftlichen Wandels gestellt.
Einführung in die Wissenssoziologie
(SoSe 2022)
Wissen ist keineswegs nur das Produkt ‚der Wissenschaft‘, sondern umschreibt sehr umfassend jene kulturellen Ressourcen einer Gesellschaft, die sinnhaftes Handeln erlauben. Wissen ist damit immer ein soziales Phänomen. Mit dieser perspektivisch weiten Fassung ist Wissen immer auch impliziter Teil soziologischer Theorie. Gleichzeitig hat sich vor allem in Deutschland eine eigene Bindestrich-Soziologie mit bestimmten Deutungstraditionen gebildet. Das Seminar bietet eine Einführung in das wissenssoziologische Denken und vertieft so sozialtheoretisches Wissen. Wir diskutieren dazu nicht nur verschiedene Klassiker:innen, sondern widmen uns auch aktuellen Strömungen und Themen.
Die soziale Konstruktion rationaler Entscheidungen
Rationale Entscheidungen ergeben sich keineswegs ‘natürlich’: Akteur*innen müssen fortwährend eine Menge Arbeit leisten, um Handlungen (oft erst im Nachhinein) rationalisieren zu können. Gleichzeitig entfaltet sich Rationalität immer nur innerhalb ihrer selbst gesetzten Kriterien und in den Grenzen des Gewussten, des Machbaren, des Ertragbaren, der Epoche oder der gültigen Moral. In der Übung ziehen wir einen bunten Strauß von alltäglichen Entscheidungssituationen aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen heran, um die Rationalität der dortigen Entscheidungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Es soll gezeigt werden: Gerade da, wo Entscheidungen als schlicht rational angesehen werden, lohnt sich ein genaueres hinschauen. Zu jeder Sitzung ist eine Lektüre im Umfang von ca. 15 Seiten vorzubereiten, die wir anhand aktueller Fallbeispiele veranschaulichen und hinterfragen. Bei der Textauswahl setzt die Übung bisher auf den klassischen Kanon der Soziologie, sodass die Auswahl der Autor*innen zum jetzigen Stand noch zugunsten von Männern verzerrt ist.